Von Achim Manthey
Der Fotograf Jan-Oliver Wenzel hat auf unterschiedlichen historischen Routen den Südwesten der USA bereist. Eine Auswahl seiner Aufnahmen ist nun in einer Ausstellung in München zu sehen.
Der Ort könnte glatt als Schauplatz eines dieser klassischen Westernfilme durchgehen. Denkt man sich die Autos und die Schneereste einmal weg und lässt seiner Fantasie freien Lauf, dann kann man sich vorstellen, wie jeden Moment Marshal Will Kane, verkörpert von Gary Cooper in dem Filmklassiker High Noon (Zwölf Uhr mittags) von Fred Zinneman, um die Ecke biegt auf seinem Weg zum Showdown mit Frank Miller und seiner Gangsterbande.
Die Fotografie mit dem Titel „Telluride Crossroads“ zeigt eine dieser etwas heruntergekommenen, unbelebten Westernstädte und entstand im US-Bundesstaat Colorado. Zwischen 2009 und 2011 war der Münchner Fotograf bei mehreren Aufenthalten buchstäblich im Wilden Westen unterwegs. Er hat den Südwesten der Vereinigten Staaten von Amerika bereist und ist dabei der historischen Handelsroute des Old Spanish Trail gefolgt, der über eine Strecke von etwa 2000 Kilometern von Santa Fe im nördlichen New Mexico über Utah, Colorado, Arizona und Nevada durch Gebirge, Wüsten und tiefe Canyons bis an die Ufer des Pazifischen Ozeans bei der heute zu Los Angeles gehörenden San Gabriel Mission in Kalifornien führt. 2006 wurde die Strecke, die sich in verschiedene Abschnitte teilt, als National Historic Trail ausgewiesen.
Jan-Oliver Wenzel wurde 1967 in München geboren, wo er auch heute lebt und arbeitet. Bekannt wurde er durch seine atmosphärisch dichten Landschafts- und Architekturaufnahmen, von denen sehr viele in den USA entstanden und die in bereits in mehreren Ausstellungen dort sowie in England und Deutschland gezeigt wurden und in öffentlichen wie privaten Sammlungen vertreten sind.
Die in der Münchner Ausstellung präsentierten ausdrucksstarken, eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen grandiose Naturschauspiele. Bei den Landschaftaufnahmen sind Einflüsse des großen US-Fotografen Edward Weston und dessen Tochter Cara unverkennbar, wie auf dem Bild „Storm Cloud“ aus dem Chama Valley in New Mexico. Auch kurioses ist zu sehen wie die scherenschnittartig abgebildete Felsformation im Arches National Park in Utah, deren Profil der Nofretete gleicht. Oder die mit „Fading Glory“ betitelte Aufnahme einer mitten in der Gegend an eine marode Holzhütte gepinnte Werbetafel für The Best & The Smartest Hillary, die 2010 in Cebolla, New Mexico entstand.
Verbliebene Monumente der spanischen Kolonisationsgeschichte hat der Fotograf ebenso festgehalten wie die Auswirkungen und die Vergänglichkeit menschlicher Eingriffe in Natur und Landschaft. Die Aufnahmen sind gekennzeichnet durch die klare, unverwechselbare Bildsprache Wenzels. Sie lässt keinen Raum lässt für Pathos.
Bis zum 30. Juni 2017 in der Galerie Stephen Hoffman, Prannerstraße 5 in München, Di. bis Fr. 11 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr, Eintritt frei.