Boxgeschichte

Von Achim Manthey

Mit den ikonischen Arbeiten des Fotografen Michael Brennan erinnert eine kleine Ausstellung in der Münchner Galerie Stephen Hoffman an den im Juni gestorbenen großen Muhammad Ali.

Manchmal gibt es dieses Glücksmoment in Leben eines Fotografen, wenn er entweder durch Zufall zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist oder bei einem besuchten Ereignis diesen einen Augenblick erwischt, in dem er spontan auf den Auslöser drückt und das Bild gelingt, das zur Ikone wird.

29. September 1977. Im New Yorker Madison Square Garden findet ein Boxspektakel vor ausverkauftem Haus statt: der Kampf zwischen Muhammad Ali und Earny Shavers. Zur allgemeinen Überraschung ein hartes Stück Arbeit für The Greatest, der nur mit Mühe seinen Titel als Weltmeister verteidigen kann. Nur ganz kurz wendet sich Ali während des Kampfes der Ringecke zu, an der sich der Fotograf Michael Brennan postiert hat. Der sieht den Gesichtsausdruck des Boxers und ahnt, was in ihm vorgeht. Er reißt die Kamera hoch und schießt im Bruchteil einer Sekunde das Bild, das das mit Schweißperlen bedeckte Gesicht des erkennbar hoch emotionalisierten Champions zeigt. Die Aufnahme mit dem schlichten Titel „1977“ wird zu einer Ikone der Sportfotografie und findet einen dauerhaften Platz in der Londoner National Portrait Gallery. Noch Jahrzehnte später erinnert diese Fotografie den im Juni dieses Jahres verstorbenen Muhammad Ali an den Schweiß und die Schmerzen dieses Fights.

Michael Brennan, 1943 in Sheffield in der englischen Provinz Yorkshire geboren und heute in Costa Rica lebend, arbeitete zunächst als Bildreporter für diverse Tageszeitungen. Bekannt wurde er für seine Fotoserie über den spektakulären Unfall des Speedbootfahrers Donald Campbell, der 1967 bei einem Geschwindigkeits-Rekordversuch mit 527 Stundenkilometer tödlich verunglückte.

1973 lernt Brennan Muhammad Ali kennen, als er in der Vereinigten Staaten unter anderem für das Sport Illustrated Magazine arbeitet. Hieraus ergab sich eine jahrzehntelange Freundschaft und Zusammenarbeit, bei der Brennan der Box-Ikone sehr nahe kam. Diese Nähe drückt sich auch in den in der Ausstellung präsentierten Arbeiten aus, die – begünstigt durch die Intimität des Ausstellungsraums und die lockere Hängung der Bilder – die Unmittelbarkeit auf den Betrachter überträgt, die Brennan mit seinen Fotografien eingefangen hat und ihn in eine Reihe stellt mit bekannten Ali-Porträtisten wie David Burnett und Thomas Hoepker.

Die Ausstellung zeigt sechs Original-Prints in größerem Format, die 2011 von Muhammad Ali und dem Fotografen signiert wurden. Sie bringen (jedenfalls für den Autor dieses Textes) auch ein Stück Erinnerung zurück an den Mann, für den man vor mehr als fünf Jahrzehnten morgens um drei aufstand, um ihn boxen zu sehen.

Bis zum 13. August 2016 in der Galerie Stephen Hoffmann, Prannerstraße 5 in München, Di. bis Fr. 11 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr, Eintritt frei.

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