Cirque du Bowie

Von Achim Manthey

Aus Anlass des Todes von David Bowie im Januar dieses Jahres zeigt die Galerie Stephen Hoffman in München in einer Sonderausstellung Aufnahmen des britischen Fotografen Terry O’Neill. Sie sind eine Hommage an die Ikone. 

Da war die Sache mit der Dogge. Bei einem Shooting für das Diamond Dogs-Album 1974 in London sollte David Bowie zusammen mit einem großen Hund abgelichtet werden. Der Star nahm das cool und lässig in einem Sessel Platz, nur das Tier wollte erstmal nicht so, wie es sollte. In der Ausstellung ist ein Kontaktbogen mit Aufnahmen zu sehen, der das Making of bis zum gewählten Bild zeigt und eine Szene offenbart, die ähnlich kurios erscheint wie weiland die Entstehung des berühmten Dali Atomicus von Philippe Halsman von 1948.

David Bowie, am 8. Januar 1947 als David Robert Jones im englischen Brixton geboren und am 10. Januar 2016 in New York gestorben, war nicht nur Rockstar, Schauspieler und Produzent, sondern vor allem auch eine Stil-Ikone. Chamäleonartig wechselte er Kostüme, Kleider, Frisuren und konnte zwischen Identitäten hin und her springen, wurde nahezu übergangslos von Major Tom zu Ziggy Stardust und zum Thin White Duke und prägte bis zu seinem Ende ganze Generationen von Musikern, Designern, Modeschöpfern und anderen Künstlern.

Der Fotograf Terry O’Neill (77), der eigentlich Schlagzeuger werden wollte, 1959 eher zufällig durch einen Schnappschuss vom in einem Flughafengebäude schlafenden britischen Innenminister bekannt und in der Folgezeit zu einem der begehrtesten und renommiertesten Lichtbildner der Rock-, Pop- und Filmszene in London und in Hollywood wurde, hatte das Glück, bereits frühzeitig und intensiv mit David Bowie zusammenzuarbeiten, hatte vor allem auch uneingeschränkten Backstage-Zugang bei Konzertauftritten und an Filmsets. Neben den bekannten Fotografien hat O’Neill in seinem Archiv auch zahllose ganz persönliche Aufnahmen und Kontaktabzüge, von denen nun etwa zwanzig in der Galerie Stephen Hoffman in München gezeigt werden. Zu sehen ist David Bowie bei seinem letzten Auftritt als Ziggy Stardust, bei den Arbeiten zu Diamond Dogs, bei seiner Verwandlung in Thin White Duke oder beim Dreh zum Film „Der Mann der vom Himmel fiel“. Viele dieser Bilder, die zwischen 1972 und 1976 entstanden sind, nehmen die Entwicklung Bowies als Verwandlungskünstler bis in die jüngere Vergangenheit vorweg. Und sie zeigen die besondere Nähe, die Terry O’Neill zu seinen Modellen aufbauen konnte.

Alles gut also in der Zusammenarbeit der beiden? Nicht ganz, denn ein Mal wäre es fast schief gegangen. Mit bleibenden Verwerfungen. O’Neill sollte Mitte der Siebziger auf Wunsch Bowies ein Treffen mit Elisabeth Taylor arrangieren. Der Termin war ausgemacht, Liz war da. Aber Bowie hatte verschlafen und kam erst Stunden später. Die Filmdiva war stinksauer. Es kostete einige Mühe, bis Terry O’Neill wenigstens einige Aufnahmen mit den beiden machen konnte, aber dann musste Bowie aus Taylors Augen verschwinden. Bei ihr war er schlichtweg unten durch und bekam auch nie eine Rolle in einem ihrer Filme angeboten. So ist das halt: Einen Star lässt man nicht warten oder: Treffen sich zwei Ikonen…

Bis zum 20. Februar 2016 in der Galerie Stephen Hoffman, Prannerstraße 5 in München, Di. bis Fr. 11 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr, Eintritt frei. 

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